Hat die Mutter aller Paid Content Medien – die New York Times – hier etwa falsche Hoffnungen geweckt? Seit deren Bezahlschranken-Premiere in 2011 fand das Modell so genannter ‘Metered Paywalls‘ – einem limitierten Kontingent an freiem Content, gefolgt von einem Abo – rasch Nachahmer in der Verlagswelt, auch hier zu Lande.
Alle versprachen sich, ähnlich des Vorbildes, zum einen bedeutende Erlöse zum bröckelnden Print-Geschäft. Zum anderen natürlich auch eine stetig wachsende Akzeptanz unter der Leserschaft. Doch sind Stand heute, abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen, nachhaltige Umsatzerfolge mit digitalen Bezahl-Inhalten ausgeblieben. Und auch die Leser springen nicht wie gewünscht auf den Paid Content Zug auf. Ist dies demnach ein Hoffnungsträger in spe?
Über 700.000 Paywall Abonnenten, stolze 40% Abo-Anteil gemessen an der Gesamtauflage, und bereits satte Umsatzanteile … von New York Times Paradewerten können die meisten Verlagshäuser, vor allem hiesige lokale und regionale Tageszeitungen, heute und wohl auch künftig nur träumen.
Gemäß einer aktuellen BITKOM Erhebung zahlt bislang nur jeder vierte Internetnutzer in Deutschland für digitalen Content. 50/50 zahlen dabei entweder einmalig pro Beitrag oder monatliche Pauschalen. Im Durchschnitt investiert jeder Paid Content Nutzer monatlich 13,60 Euro. Die 30 bis 49-Jährigen bilden den größten Nutzeranteil für kostenpflichtige Inhalte mit knapp einem Drittel. Wermutstropfen: dies sind erstaunlicherweise nicht einmal die vermuteten Digital Natives!
Wenn überhaupt, bedeuten Paywalls für einige wenige Verlage nur kurzfristige Einnahme-Effekte – idealerweise resultierend aus Print- und Digital-Bundles. Damit werden Verluste aus veralteten Print-Business Modellen wohl nur für eine kurze Zeit etwas eingedämmt werden können.
Unter dem Strich scheinen die vielen Hürden also durchweg zu groß: 44% halten die Bezahl-Inhalte für qualitativ nicht gut genug. Obendrein ist das Angebot an frei verfügbarem Content einfach zu massiv und wächst eher noch weiter – mit unter auch über Newsrooms, Blogs sowie immer größere Industrie-eigene Medienwelten – und nicht zuletzt sind zu hohe Preise sowie auch umständliche Registrierungen die „Conversion-Killer“. So bleibt lediglich der nüchterne Ausblick, wonach eine Mehrheit von fast zwei Drittel alle Internet Nutzer in Deutschland auch in Zukunft nicht für Inhalte bezahlen möchte.
Einzig und allein steigende Tendenz haben in diesem Kontext die Angebote an Paywall Modellen selbst: In 2014 erwartet der Bundesverband deutscher Zeitungsverleger BDVZ, dass die Zahl deutscher Zeitungsverleger, die Paid Content anbieten werden, von derzeit 70 auf 100 Anbieter anwachsen wird. Aktuell setzen dabei die Hälfte auf Freemium*-, knapp ein Fünftel auf Metered-Modelle. Nur die TAZ gibt sich innovativ und setzt auf freiwillige Bezahler.
Bleibt die Hoffnung, dass die gut 30%, die auch künftig Bezahlschranken eine Chance geben würden, mit entsprechend überarbeiteten Konzepten der Verlage zufriedengestellt werden und die Paid Content Fangemeinde weiter wächst. Alternativ bleibt den Verlagen nur, intensiver das Werbeverhalten ihrer Leser zu ergründen, um hier in Zukunft wieder durch neue Konzepte an Boden zu gewinnen.
* Bei Freemium Modellen bleibt ein Teil der Artikel kostenfrei, während der Rest des Online-Angebotes nur nach Erwerb eines Tagespasses oder Abos zugänglich wird.
Trackbacks