Eine Art Dauerbrenner ist die Diskussion um die Unabhängigkeit bzw. die Unbestechlichkeit der Medien in unserem Lande und die unrühmliche Rolle, die wir – die PR-Seite – in diesem Kontext angeblich einnehmen. Jüngst erst wieder einmal aufgeflammt durch diverse Meldungen rund um die Kurzstudie „Gefallen an Gefälligkeiten – Journalismus und Korruption“ des Journalistenverbunds netzwerk recherche e.V. in Kooperation mit Transperancy International, der Otto Brenner Stiftung sowie dem Institut für Journalistik der TU Dortmund.
Der Bericht appelliert zwar an verantwortungsvolles Handeln, an eine stets unabhängige wie kritische Berichterstattung sowie an höchste journalistische Sorgfalt, und das ist auch gut so!
Allerdings stehen die Beiträge der Kurzstudie und die darin erhobenen Vorwürfe und groben Verfehlungen auf Medien/PR-Seite meiner Meinung nur auf sehr tönernen Füßen:
Es werden ein paar exemplarische Negativbeispiele über einen Verallgemeinerungskamm geschoren. Zudem werden waghalsige Interpretationen getroffen, nachdem zu wenige Umfrage-Rückläufer einer auf Verlagsseite durchgeführten Erhebung deren Desinteresse an dem Thema Korruptionsbekämpfung bekunden soll. Einschlägigen Yellow Press Postillen wird realitätsfern vorgeworfen, weder politische Analysen noch Gesellschaftskritisches zu publizieren. Und es werden keine bzw. ungenügende Kodizes auf Medien und PR Seite bemängelt, im gleichen Atemzug jedoch eine Vielzahl an Reglements von Presserat und Medienhäusern rezitiert. Ganz zu schweigen natürlich von der „bösen PR-Seite“, deren alleiniges Ziel es anscheinend sei, den Kommunikationserfolg ihrer Kunden allein auf dem „PR-Tool des Gefallens an Gefälligkeiten“ zu stützen. Oder schlimmer noch: PR wie Medien werden als Seelenverkäufer dargestellt, gemäß des Mottos „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“!
Alles in allem werden Medien und PR als zwei anscheinend sehr schlicht gestrickte Bananenrepubliken skizziert, deren Arbeit als durchweg „gekauft, geschmiert und manipuliert“ abgeurteilt wird.
Klar, in Zeiten von Anzeigenrückgängen und damit verbundener wirtschaftlicher Medien-Nöte sind neue Modelle und Konzepte gefragt, die deren Überleben sichern und so der hochgehängten Messlatte einer unabhängigen Berichterstattung überhaupt noch Raum, sprich eine Existenzgrundlage geben zu können. Das bedeutet aber im Umkehrschluss noch lange nicht den Verfall jeglichen Anspruchs und jeglicher ethischer Grundlagen in der Medien- und auch PR-Welt. Kommunikation mit dem Geldkoffer? Come on!
So stellt besagte Kurzstudie leider nicht den seit Jahrzehnten währenden Prozess dar, der ‘Paid Media‘ weit abgeschlagen hinter so genannter ‘Earned Media‘ rangieren lässt. Letzteres basiert wiederum im großen Maße auf langjähriger guter Beziehungsarbeit via überzeugender und glaubwürdiger Informationen, die kontinuierlich rein auf das Vertrauenskonto beider Seiten einzahlen.
So stellt besagte Kurzstudie auch nicht dar, dass sehr wohl Jahr für Jahr immer detailliertere Verhaltenskodizes sowohl auf Medien- wie auch PR-Seite weiterentwickelt werden, die immer mehr „No Goes“ auf beiden Seiten klar verankern. Dies geht in nahezu allen Verlagshäusern so weit, dass etwa genaue Betragsobergrenzen für Essenseinladungen festgeschrieben sind und Journalisten-Reisen auch zu internationalen Presseterminen immer mehr aus Verlagsbudgets bestritten werden.
Und so stellt die Kurzstudie auch nicht dar, dass 80/90er-Relikte wie Pressekonditionen oder Journalisten Rabatte kaum noch existieren und entsprechende Internetseiten stark rückläufige Hits erhalten. Und wo weiter und so fort … aber klar, ein schwarzes Schaf findet man immer in einer Herde!