Auf der eben zu Ende gegangenen IFA waren sie im Zentrum des Interesses: Tablet PCs sind schick, cool und äußerst erfolgreich. 25 Millionen Geräte wanderten laut IDC im zweiten Quartal 2012 über den Ladentisch – ein Rekord. Die Verkäufe legten damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 66,2 Prozent zu! Unangefochtener Spitzenreiter ist nach wie vor Apple mit seinem iPad. Laut den Marktforschern von IDC lieferte Apple zwischen April und Juni 2012 17 Millionen iPads aus, was einem Marktanteil von 68,2 Prozent entspricht. Samsung liegt in der Statistik mit 2,4 Millionen verkauften Galaxy-Tablets (Android-Betriebssystem) und einem Anteil von 9,6 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von Amazon, Asus und Acer.
Der Tablet-Markt wird mittelfristig weiter wachsen. Denn dank ihrer Bauform sind Tablets ideale mobile Begleiter für Arbeit und Unterhaltung, sie stehen direkt nach dem Einschalten zur Verfügung und sind einfach zu bedienen. iPad & Co. können zwar weder einen PC noch ein Notebook ersetzen, sind aber optimal zum Konsum von Informationen geeignet, sei es Text, Bild oder Video. Per HDMI-Adapter kommen hochauflösende Inhalte auf einen Fernseher, via WLAN und UMTS/LTE gelangen Nutzer mit Tablet-PCs ins Internet oder ins heimische Netzwerk. Tausende Apps erweitern die Möglichkeiten.
Der Markt ist attraktiv. Kein Wunder also, dass Hewlett Packard nach seinem Desaster mit dem HP TouchPad und dem Betriebssystem WebOS daran denkt, wieder in den Tablet-Markt einzusteigen. HP nahm den TouchPad im August 2011 nur zwei Monate nach dem Launch wieder vom Markt. Der Tablet-Ausstieg wird mittlerweile als großer Fehler angesehen, und die Unternehmensspitze wurde grundlegend umgebaut. Man darf gespannt sein, welche Geräte die neue HP-Sparte „Consumer Tablets“ im Köcher hat. Auch Geräte mit Windows 8?
Und dann ist da noch Microsoft selbst. Der Konzern hat den Markt für Tablet PCs völlig verschlafen. Dabei hatte der damalige Microsoft-Chef Bill Gates bereits im Jahr 2000 die Idee des Tablet-PCs vorangetrieben. Der Erfolg blieb aber aus, weil die Geräte zu schwer und die Akkus zu schnell leer waren. Erst Apple gelang es mit dem von Microsoft anfangs belächelten iPad, den Tablet-Markt wiederzubeleben.
Jetzt startet der Konzern mit dem auf Multitouch optimierten Windows 8 im Kachel-Design einen neuen Anlauf, um Apple und der Android-Fraktion Marktanteile abzujagen – und geht dabei hohe Risiken ein. Denn Ende Oktober 2012 wird Microsoft mit eigenen „Surface“-Tablets selbst in das Hardwaregeschäft einsteigen. Damit konkurriert Microsoft erstmals direkt mit seinen langjährigen Hardware-Partnern wie Acer, Asus, Dell oder Lenovo. Die Surface-Ankündigung schlug hohe Wellen. Acer-Chef J.T. Wang sagte dazu in der Financial Times sinngemäß: „Hardware ist nichts, worin ihr (Microsoft) gut seid. Also denkt bitte zweimal darüber nach.“
Die Konkurrenz auf dem Tablet-Markt jedenfalls verschärft sich damit weiter. Ich glaube nicht, dass Microsoft mit seinen eigenen und den Windows 8-Tablets der OEMs Apple und die Android-Fraktion ernsthaft gefährden kann. Denn der zeitliche Vorsprung dieser beiden Systeme ist zu groß, vor allem was die Zahl der Apps angeht. Entscheidend wird sein, ob Microsoft genug Entwickler für die Windows 8-Plattform gewinnt. Und: Die Mitbewerber schlafen nicht. Google verbessert Android immer weiter und hat ein erfolgreiches Ökosystem aus Herstellern und Entwicklern geschaffen. Apple wird wohl noch in diesem Jahr einen 7-Zoll großen iPad mini für unter 300 US-Dollar auf den Markt bringen. Sollte dies der Fall sein, wird dies die Marktposition von Apple weiter stärken. Es wird verdammt schwer für Microsoft.