Candidate Personas können dir helfen, die richtigen Talente für deine offenen Stellen zu finden, sie auf ihrer Candidate Journey effektiv und zielgerichtet anzusprechen und deinen Arbeitgeberbrand auf das nächste Level zu heben. Wie du Candidate Personas entwickelst und was es bei der Personalmarketingstrategie zu beachten gilt, beleuchtet unser Kompetenzteam Employer Branding.
INHALT
1. Was sind Candidate Personas?
Unter Candidate Personas versteht man fiktive Charaktere, die auf den Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen der Kandidat*innen basieren, die du für deine offenen Stellen suchst oder potenziell für dein Unternehmen begeistern möchtest.
Candidate Personas sind ähnlich wie Buyer Personas im Marketing, aber statt Kunden konzentrieren sie sich auf Bewerber*innen. Sie werden erstellt, um ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedürfnisse, Interessen, Hobbies, Werte, Motivationen und für weitere Eigenschaften der potenziellen Zielgruppe zu entwickeln und maßgeschneiderte Recruiting- und Kanal-Strategien auszuarbeiten. Denn heute reichen ein bis zwei Kontaktpunkte für die Platzierung einer Stellenanzeige meist nicht mehr aus. Die Auswahl aus unterschiedlichen Jobportalen und Recruiting-Angeboten steigt stetig. Die Herausforderung für Recruiter*innen: Sie müssen den Überblick behalten und genau wissen, wo sie – online wie offline – die besten / geeignetsten Kandidat*innen für ihr Unternehmen finden. Durch das Verständnis der Bedürfnisse und Interessen ihrer Zielgruppe können sie bessere Jobangebote und Anreize entwickeln, die auf die Motivation und Karriereziele der Talente abgestimmt sind. Darüber hinaus können Unternehmen auch ihre Employer Branding-Strategie auf die Wünsche und Werte ihrer Zielgruppe anpassen und so ihre Marke als attraktiver Arbeitgeber aufbauen.
2. Wie entwickelst du Candidate Personas?
Die Entwicklung einer Candidate Persona beginnt mit der Analyse von Daten und Informationen über deine Bewerber*innen-Zielgruppe. Dafür solltest du dich auf Daten und Informationen konzentrieren, die dir dabei helfen, deine Zielgruppe zu analysieren und damit besser zu verstehen.
Wie du bei der Entwicklung deiner Candidate Personas vorgehen kannst, zeigen wir dir in den nächsten Schritten.
2.1. Zielgruppen definieren
Zunächst muss die Zielgruppe für die Persona definiert werden. Hierbei kann es sich beispielsweise um Ingenieur*innen, Marketingexpert*innen, Vertriebsmitarbeiter*innen oder andere Fachkräfte handeln.
2.2. Informationen sammeln
Sammle zunächst Informationen, die für die Zielgruppe relevant sind, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Berufserfahrung, Bildungsstand, Hobbies, Karriereziele und andere Eigenschaften. Klopfe bei dieser Gelegenheit auch ab, welchen Herausforderungen sich die Zielgruppe in ihrem Berufsumfeld stellen muss und was sie motiviert. Ziehe Quellen wie Umfragen, Interviews mit Kolleg*innen oder Bewerber*innen zu deiner Recherche hinzu. Zudem hilft dir die Sichtung von Online-Foren und sozialen Medien.
2.3. Personas erstellen
Basierend auf den gesammelten Informationen können verschiedene Personas erstellt werden, die jeweils eine Gruppe von potenziellen Bewerber*innen mit ähnlichen Eigenschaften und Bedürfnissen repräsentieren. Für ein Unternehmen könnten sich beispielsweise folgende „Klassifizierungen“ eignen:
- Der / die Newcomer*in: Eine junge, ehrgeizige und talentierte Person mit einem Master-Abschluss in BWL und einer starken Affinität für Marketing. Sie ist motiviert, eine Karriere in einem schnell wachsenden Unternehmen zu machen und bereit, hart zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen.
- Der / die Quereinsteiger*in: Eine erfahrene Person mit einer langen Karriere in einer fachfremden Branche, die sich für einen Wechsel in einen anderen Bereich interessiert. Sie hat eine Leidenschaft für Technologie und verfügt über Fähigkeiten, die für die Position relevant sind. Jedoch fehlt es ihr noch an Erfahrung beispielsweise in der Technologiebranche.
- Der /die Perfektionist*in: Eine Person mit mehrjähriger Erfahrung in einem Spezialbereich, die nach einem Unternehmen sucht, das auf Qualität und Innovation setzt. Sie hat hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Arbeit und legt Wert auf eine positive Unternehmenskultur sowie flexible Arbeitsbedingungen.
2.4. Persona-Profile erstellen
Für jede Persona solltest du jetzt detaillierte Profile erstellen, die ähnlich wie bei einem Lebenslauf die wichtigsten Informationen wie Name, Alter, Berufserfahrung, Familienstand, Bildung, Hobbies, Ziele, Herausforderungen, Werte und Motivationen enthalten. Diese Dokumente geben dir ein greifbares Bild von der Zielperson und helfen dir, die passende personalisierte Recruiting-Strategie zu entwickeln.
3. Beispiel einer PR Trainee Candidate Persona
- Name: Jule
- Alter: 25
- Ausbildung: Abitur, Bachelor-Abschluss (Technik Journalismus)
- Level: Berufseinsteiger, Praktika
- Persönliche Lebenswelt: Single, aufgewachsen in Nürnberg, ist für das Studium in die Region gezogen
- Charaktereigenschaften: Hands-on-Mentalität, kommunikativ, kreativ, extrovertiert
- Arbeitsleben: will praktische Erfahrungen sammeln, hat sich noch nicht auf einen Kommunikationsbereich festgelegt, arbeitet gerne im Team
- Motivation: Spaß am Beruf, breite Praxiserfahrung sammeln, Branche mit Zukunft, sinnstiftende Tätigkeit
- SOME-Kanäle privat: Instagram, TikTok, Reddit; beruflich: LinkedIn, Instagram, Xing, indeed, Stepstone, Webrecherche
- Gains: hybrides Arbeiten, Vielfalt der Aufgaben, internationaler Kontext
- Pains: festgefahrene Strukturen, kein respektvoller Umgang, Langeweile /Eintönigkeit
- Hobbies: Reisen /Reiseblog / Mobile Filming
- Werte: Nachhaltigkeit, Offenheit, Vertrauen
4. Wie können Candidate Personas deine Recruiting-Erfolge verbessern?
Durch die Entwicklung von Candidate Personas kannst du deine Recruiting-Strategie auf die Bedürfnisse und Erwartungen deiner Zielgruppe zuschneiden und die Suche in den geeigneten Kanälen starten. Idealerweise verringerst du damit Streuverluste, reduzierst Kosten und kommst schneller ans Ziel. Zudem hast du ein klares Verständnis davon, mit welchen Argumenten und Benefits du am besten überzeugst. Diese könne je nach persönlicher Lebenssituation der Bewerber*innen durchaus unterschiedlich sein. So ist es für eine Person mit Kind oder pflegebedürftigen Angehörigen wichtig, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen gelebt wird. Als karriereorientierter Single zählen eventuell internationale Reisetätigkeiten zu den motivierenden Faktoren. Gleichzeitig kannst du deinen Bewerbungsprozess nochmals anpassen und so für eine verbesserte Candidate Experience sorgen. Last but not least kann die Fluktuationsrate sinken, da du Arbeitskräfte einstellst, die perfekt zu deinem Unternehmen passen. Hierzu könnte dich auch unsere Blogbeitrag zum Thema Cultural Fit interessieren.
5. Praktische Tipps, um Erwartungen richtig einzuschätzen
Was, wenn man eine Candidate Persona entwickelt und der gewünschte Erfolg bleibt trotzdem aus? Das liegt unserer Meinung nach meist nicht am Konzept der Candidate Personas, sondern vielmehr an der Umsetzung. Darum solltest du folgende Tipps beherzigen:
Tipp 1: Verständnis schaffen
Erkläre in deinem Unternehmen, was Candidate Personas sind und was sie können! Schaffe ein Verständnis im Unternehmen, was sie leisten können und was nicht bzw. nicht ad hoc!
Tipp 2: Bleibe unvoreingenommen
Bestimmt hast du als Personaler*in ein gutes Gespür für deine Kandidat*innen und denkst, du weißt ganz genau, was sie sich wünschen. Bauchgefühl ist gut, aber ein Faktencheck noch besser. Nimm dir Zeit für eine umfassende Recherche! Bewerte dabei nicht und beziehe auch Ergebnisse mit ein, die deinen Erwartungen nicht entsprechen!
Tipp 3: Nutze mehrere Info-Quellen – Teamarbeit ist gefragt
Beziehe Kolleg*innen aus den Fachabteilungen mit ein! Lass sie deine Candidate Persona prüfen und kläre ab, ob sich hier deine Vorstellung mit den Wünschen / Erkenntnissen der Kolleg*innen deckt! Stütze die Meinungen der Kolleg*innen mit datenbasiertem Material wie Studien und Umfragen.
Tipp 4: Bleibe präzise
Achte darauf, dass deine Candidate Persona nicht so allgemein formuliert ist, dass sie eigentlich fast jede/n anspricht, der/die auch nur annähernd etwas für dein angebotenes Jobprofil mitbringt.
6. Ausblick – Faktenbasiertes Finetuning
In Zeiten des Fachkräftemangels wird das Thema Personalgewinnung zum unternehmenskritischen Faktor. Deshalb ist eine genaue Kenntnis über deine zukünftigen Mitarbeitenden ein, wenn nicht der entscheidende Faktor in deiner Recruiting-Strategie. Dabei solltest du aber auch bedenken, dass es nicht mit der einmaligen Candidate Persona Erstellung getan ist. Genau wie sich Bedarfe und Jobwünsche in den Generationen YZ (bald Alpha) verändern, so können bzw. sollten sich auch deine Personas weiterentwickeln. Achte darum regelmäßig auf ein faktenbasiertes Finetuning.
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