Heutige (digitale) Kommunikation ist geprägt von zunehmenden Hassreden im Netz, Fakenews, Schwarz-Weiß-Denken und einer schwindenden Akzeptanz für andere Meinungen – so provokant startete das jährliche Zukunftsforum der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) (24.-25. Juni 2019) in Hamburg. Unter dem Motto „Kommunikation und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Erreichen wir uns noch?“ diskutierten circa 200 PR-Profis und -Neulinge, wie sich Kommunikation in der Gesellschaft verändert und vor welchen Herausforderungen Kommunikatoren dadurch in ihrer täglichen Arbeit stehen. Mit dabei waren unsere Flutlicht Trainees Beate, Clara und Alice.
Zum Einstieg: Gesellschaftspolitische Themen vor PR Themen
Gleich zu Beginn des Forums skizzierte Stefan Hencke, Mitglied im Bundesvorstand der DPRG, wie es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland steht. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sehen 75 Prozent der Befragten diesen als gefährdet an. PD Dr. habil. Gernot Barth von der Steinbeis-Hochschule ging einen Schritt weiter und provozierte die Teilnehmer bewusst mit der Aussage: „Das Konfliktpotenzial in unserer Gesellschaft ist extrem hoch.“ Was bedeutet dies für die Arbeit in der PR-Branche? Am Beispiel von Papier- statt Plastiktüten in Supermärkten war das Fazit von Martin Brüning von der REWE-Group klar: Kommunikatoren kommen nicht umhin, auch dort hinzugehen, wo es wehtut. Denn als Handelskette war die REWE-Group Vorreiter bei der Umstellung auf Papiertüten und erntete nicht nur Lob, sondern musste sich auch Kritik von Umweltverbänden gefallen lassen, die auf den CO²-Abdruck von Papiertüten und Baumwolltaschen hinwiesen, statt den Vorstoß für weniger Plastik zu feiern.
Sessions im Barcamp-Prinzip
Mit diesen Impulsen starteten die Teilnehmer anschließend in die Barcamp-Sessions. Das neue Format ermöglichte jedem, eigene Themen rund um PR und Kommunikation – ob spontan oder vorbereitet – vorzustellen. Vom Medienrot-Podcast über die ClapForCrap-Kampagne bis hin zu gendergerechter Sprache im Behörden-Alltag der Stadt Hannover: In kleinen Gruppen wurde diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Besonders spannend war die Session von Nils Haupt, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Hapag Lloyd. Er erläuterte, wie eine erfolgreiche CEO-Positionierung aussehen kann. Erfreuliches Learning: Wir sind uns einig! Authentizität, menschliche Nahbarkeit und Konsistenz sind neben Inhalten unerlässlich.
Ohne Geschichten erreichen wir die Leute nicht – Workshops mit Tipps für die Praxis
Neben Sessions und Vorträgen erwarteten uns vier verschiedene Workshops – keine Frage, dass wir uns aufteilten, um möglichst viel mitzunehmen.
Das Konzentrat:
- #1: Um eine gute Rede zu schreiben, sollte man sich bewusst machen, dass es sich um ein Gespräch mit dem Publikum handelt und dessen Aufmerksamkeit geweckt werden muss – so Markus Franz.
- #2: Um einen erfolgreichen Unternehmens-Instagram-Kanal aufzubauen, sind erstens Geschichten erforderlich, die trockene Themen den Followern näherbringen, und zweitens ein konstantes und offenes Community-Management – so Hannah Grempe von fischerAppelt.
- #3: Kommunikations-Controlling funktioniert nur, wenn Ziele richtig definiert und in Kennzahlen umgewandelt werden – so Nadin Ernst und Jule Lieber von buchele cc.
- #4: Interne Kommunikation entscheidet in Change-Prozessen über Erfolg und Misserfolg. Wichtig ist vor allem das Vertrauen in die Führung – so Andrea Mantua von der Agentur MontuaPartner Communications GmbH.
Networking auf der Alster
Neben spannenden inhaltlichen Diskussionen bot das DPRG ZukunftsForum auch in diesem Jahr wieder reichlich Möglichkeiten zum Austausch mit Kollegen aus der PR-Branche – oder dem Kommunikationsnachwuchs, wie beispielsweise vom LPRS e.V. Ein besonderes Highlight war die gemeinsame Alster-Rundfahrt mit einer Barkasse. Von der Fresenius Hochschule, dem Veranstaltungsort des Forums, ging es über die Alster zum abendlichen Get-Together. So rückte das Fachliche in den Hintergrund, um dem gemeinsamen Austausch Platz zu machen.
DPRG ZukunftsForum: Fazit
Den drastischen Darstellungen zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zum Trotz, haben sich zumindest die gesamten Forumsteilnehmer sehr gut erreicht! Wie: Mittels Kommunikation – einfach mal ganz klassisch über F2F.