Leuchtschrift

Abschalten & Auftanken: Warum sich ein Sabbatical lohnt

Australien. Neuseeland. Die Südsee. Was bei vielen Traumbilder im Kopf hervorruft, war für mich Realität: Mehr als sechs Monate lang das andere Ende der Welt bereisen, ganz ohne Zeitdruck – und ganz ohne mir Gedanken um meine berufliche Zukunft machen zu müssen. Das Zauberwort heißt: Sabbatical. Was genau das ist, was die berufliche Auszeit für Angestellte und Arbeitgeber*innen bedeutet und wie sich das Sabbatical auf das Team und die Arbeitergebermarke auswirkt – mein Erfahrungsbericht.

Sabbatical, Mitarbeiter Benefit, Landschaft

Rangiroa Lagune, Französisch-Polynesien (c) Sonja Rothfischer

1. Was ist eigentlich ein Sabbatical?

Der Begriff fällt immer häufiger im Zusammenhang mit Work-Life-Balance. Doch was ist eigentlich ein Sabbatical genau? Ursprünglich hat sich das Sabbatical im Hochschulalltag als Forschungs- und Reiseauszeiten oder Freisemester etabliert. Heute bezeichnet es ganz allgemein eine längere berufliche Auszeit. Auch Unternehmen bieten zunehmend Sabbaticals an – und nicht nur große Konzerne. Mit meiner frühzeitigen Ankündigung des Wunsches nach einer Auszeit, zeigte sich auch Flutlicht offen für diese Idee. Gemeinsam realisierten wir das erste Flutlicht Sabbatical und erweiterten gleichzeitig für Kolleg*innen unsere Agentur-Benefits. Trotz der Herausforderungen, die eine lange Abwesenheit gerade für kleinere Unternehmen mit sich bringt, zeigte sich am Ende, dass ein Sabbatical sich lohnt – sowohl für Angestellte als auch für Arbeitgebende.

2. Auf das richtige Modell kommt es an

Am Anfang stehen der Wunsch und ein erster positiver Austausch zwischen Antragsteller*in und Unternehmen. Danach folgt die gemeinsame Findung des passenden Modells für die Auszeit. Je nach Dauer, Arbeitsrealität und Zielsetzung gibt es unterschiedliche Varianten, darunter:

2.1. Unbezahlter Sonderurlaub

  • Für maximal vier Wochen kann ein unbezahlter Sonderurlaub mit wenig Aufwand vereinbart und gegebenenfalls mit normalem Urlaub kombiniert werden.
  • Dauert der unbezahlte Urlaub länger als vier Wochen, muss der Sozialversicherungsschutz individuell geregelt werden.

2.2. Arbeitszeitkonto/Wertguthaben

  • Überstunden, Boni etc. werden auf einem Zeitkonto angespart und später für die Freistellung ausgezahlt.
  • Dieses Modell eignet sich besonders bei einem bereits bestehenden hohen Überstundenkontingent.

2.3. Teilzeit mit Ansparphase

  • In einer ersten Phase wird für ein reduziertes Gehalt in Vollzeit gearbeitet.
  • Das so angesparte Geld wird dann in der eigentlichen beruflichen Pause monatlich ausgezahlt.
  • Der/die Angestellte bleibt während der gesamten Auszeit durchgehend sozialversichert.

In offenen Gesprächen haben wir uns in meinem Fall auf das letztgenannte Modell verständigt, einschließlich aller Nachteile und Vorteile:

  • Nachteile: Die Teilzeit mit Ansparphase war für die Agentur mit vergleichsweise hohem (Kosten-) Aufwand (u.a. Ausarbeitung des Vertrags und ausführliche Abstimmungen mit der Bank) und für mich mit einer fast 1,5-jährigen Wartezeit verbunden.
  • Vorteile: Dafür profitierte ich während meiner Abwesenheit von durchgehendem Sozialversicherungsschutz und einer monatlichen Finanzspritze – auf Reisen nicht zu verachten! Flutlicht hatte im Gegenzug ausreichend Zeit, meine Auszeit zu organisieren und für Vertretung zu sorgen.
Sabbatical, Mitarbeiter Benefit, Foodhalle

Markthalle, Tahiti (c) Sonja Rothfischer

3. Organisation en masse

Die Organisation endet natürlich noch lange nicht mit der Auswahl des richtigen Modells. Es folgen berufliche Tasks, wie die Regelung der Vertretung und eine ordentliche Übergabe, und private To-Dos, darunter vor allem die Planung der Auszeit selbst. Was will man überhaupt mit der freien Zeit machen? Wenn es, wie bei mir, auf das Reisen hinausläuft, stehen noch die Kündigung bestehender Verträge, die Zwischenvermietung der Wohnung, Packlisten, Visa, Impfungen und vieles mehr an.

4. Vorteile des Sabbaticals für mich als Arbeitnehmerin

Dass sich dieser Aufwand am Ende mehr als gelohnt hat, muss ich wohl niemandem sagen. Die Monate der Planung und Organisation wurden mit Monaten des ungestörten Reisens und dem Einblick in neue Kulturen mehr als ausgeglichen. Über ein halbes Jahr lang wandern, tauchen, Tiere beobachten und das ein oder andere kühle Getränk am Strand genießen… Wer im Urlaub schon das Gefühl hat, vollständig abschalten zu können und von der Pause zu profitieren, dem sei gesagt: Dieses Gefühl verstärkt sich um ein Vielfaches im Sabbatical. Und mit ihm weitere positive Effekte.

Sabbatical, Sonja, tauchen

Unter Wasser in Rangiroa, Französisch-Polynesien (c) Sonja Rothfischer

4.1. Gesundheit

  • Die längere Auszeit vom Arbeitsalltag hat mir die Möglichkeit gegeben, vollständig abzuschalten und neue Kraft zu tanken.
  • Der Abstand vom Alltag hat sich auf lange Sicht sicher positiv auf meine mentale und physische Gesundheit ausgewirkt.

4.2. Gelassenheit

  • Während meiner Reise durch verschiedene Länder konnte ich unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen kennenlernen. Besonders die entspannte Einstellung der Menschen in der südlichen Hemisphäre hat mich beeinflusst – und damit auch meine Arbeit.
  • Ich gehe heute gefühlt gelassener an Aufgaben und Probleme heran, die mich vor der Auszeit möglicherweise unter Druck gesetzt hätten. Davon profitiere nicht nur ich, sondern auch mein Umfeld.

4.3. Kreativität

  • Nach mehr als fünf Jahren in einem Unternehmen haben sich bestimmte Denkmuster und Arbeitsweisen einigermaßen gefestigt.
  • Eine längere Auszeit ändert das: Die Zeit fernab des Alltags hat mir geholfen, Muster zu durchbrechen und selbst wieder mehr zu hinterfragen und neue Impulse zu setzen.
Sabbatical, Mitarbeiter Benefit, Sonja Flutlicht

Sonja am Strand in Fiji (c) Sonja Rothfischer

5. Vorteile für Arbeitgebende

Doch auch Unternehmen und Teamkolleg*innen profitieren in zentralen Bereichen:

5.1. Attraktivität als Arbeitgeber & Know-how-Bindung

  • In der Agenturbranche gehören Sabbaticals noch lange nicht zum Standard, sondern stellen vielmehr die Ausnahme dar.
  • Durch die Möglichkeit zur beruflichen Auszeit steigt die Arbeitgeberattraktivität nicht nur bei Jobsuchenden. Mitarbeiter*innen werden durch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben langfristig ans Unternehmen gebunden.

5.2. Produktivität & Kreativität

  • Mitarbeitende kommen erholt und idealerweise auch motiviert aus der Auszeit zurück. Sie bringen neue Perspektiven, Ideen und kreative Ansätze mit und sind physisch und mental neu aufgeladen.

5.3. Wissenstransfer & Teamentwicklung

  • Während der Abwesenheit eines Teammitglieds übernehmen oft Kolleg*innen die anfallenden Aufgaben.
  • Das bringt neue Erfahrungen mit sich – und die neuen Verantwortungen wurden bei uns mit Bravour gemeistert.

6. Was kommt danach?

Ein Sabbatical erfordert von Arbeitgebenden und Antragsteller*innen gründliche Vorbereitung, offene Kommunikation, Flexibilität und gegenseitiges Verständnis. Das gilt vor und nach der Abwesenheit. Denn auch die Rückkehr ins „normale Leben“ läuft nicht einfach mal so nebenbei. Privat hatte ich keine Sorgen. Doch bei aller theoretischer Absicherung war ich schon sehr gespannt, ob mir der Wiedereinstieg ins Berufsleben leicht, oder eben doch ziemlich schwer fallen würde.

Bewährt hat sich hier der gut durchdachte Re-Entry Plan, mit dem mich unsere Geschäftsführung empfangen hat. Regelmäßige „How do you feel?“-Gespräche mit HR und Vorgesetzten stellten zusätzlich sicher, dass mich der Umstieg von Dauer-Freizeit zum Vollzeitjob nicht überfordern konnte. Und die absolute Bereitschaft aller Flutlichter, meine Fragen zu beantworten und mich über die Geschehnisse während meiner Auszeit zu informieren, brachte mich ziemlich schnell wieder Up-2-date.

Sabbatical, Mitarbeiter Benefit, Sonja und Andrea

Von links nach rechts: Sonja und Andrea (c) Flutlicht GmbH

7. Fazit

Am Ende war es irgendwie ein bisschen wie Fahrradfahren: Verlernt habe ich nichts, vieles fällt mir nach der ausgiebigen Pause sogar leichter als davor. Mein Sabbatical war eine für mich durch und durch bereichernde Erfahrung – und die Rückkehr zu den Kolleg*innen war auf beiden Seiten sehr positiv. Ich bin dankbar für die Unterstützung aller Flutlichter und möchte andere Unternehmen ermutigen, ebenfalls Sabbaticals zu ermöglichen. Diese Investition in die Mitarbeitenden lohnt sich – glaubt mir.

 

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