Cut! Der Videodreh ist abgeschlossen und alle Szenen sind im Kasten? Das zeigt sich jetzt – bei der Postproduktion. In Teil 3 unserer Blog-Serie zum Thema Video Content Creation beschäftigen wir uns damit, was mit eurem datenreichen Filmmaterial passiert und wie die Nachbereitung typischerweise abläuft. Aber bevor ihr weiterlest: Kennt ihr schon Teil 1 (Pre-Production) und Teil 2 (Production) dieser Reihe?
INHALT
1. Postproduktion: Workflow & Schritte
Häufig wird davon ausgegangen, dass die gesamte Nachproduktion lediglich den Videoschnitt beinhaltet und der Film danach fertig sei. Doch alleine mit dem Schnitt ist es nicht getan. Bei der Postproduktion gibt es – vereinfacht dargestellt – drei wesentliche Schritte, die nacheinander abgearbeitet werden müssen. Die Hoheit über diese Aufgaben liegt beim Videoproduktionsteam.
- Videoschnitt
- Color Grading
- Tonmischung
1.1. Videoschnitt
Der Videoschnitt startet mit der Auswahl der Szenen, um eine erste Schnittfassung anfertigen zu können. Basis hierfür ist wieder das Storyboard, das in der Vorproduktion erstellt wurde. Etwa nötige Anpassungen werden in der Regel bereits bei diesem ersten Schritt aufgedeckt:
- Wenn sich Szenen beispielsweise rhythmisch zu stark von anderen Szenen unterscheiden und der Film dadurch zu hektisch wirkt.
- Wenn eine O-Ton-Aufnahme vor der Kamera sprachlich zwar gut ist, aber optisch nicht „ins Bild“ passt und deshalb begleitende Szenen darübergelegt werden müssen.
- Vielleicht benötigt man aber auch noch eine Animation, um einen Vorgang bzw. Ablauf vereinfacht darstellen und leichter beschreiben zu können.
Wichtig ist außerdem, dass die Musik sich gut in das Video einfügt. Das kann durchaus herausfordernd sein, wenn sie vorgegeben wird und sich nicht frei wählen lässt.
Eine regelmäßige Abstimmung mit allen Beteiligten ist bei diesem Nachproduktionsschritt absolut zu empfehlen. So stellt ihr sicher, dass sich das Video in die richtige Richtung entwickelt. Die finale Abnahme des Videoschnitts bezeichnet man übrigens auch als Picture Look.
1.2. Color Grading
Ist der Videoschnitt freigegeben, werden Farbkorrekturen vorgenommen, um das eingesetzte Footage einander anzugleichen. Das ist gerade dann nötig, wenn mit verschiedenen Kameras gefilmt wurde oder durch unterschiedliche Drehbedingungen (Innen-/Außendreh, Sonneneinstrahlung/Wetter generell etc.) die Farbwiedergabe sichtbare Unterschiede aufweist. Grundeinstellungen zu Helligkeit, Kontrast und Co. sorgen so für ein ausgewogenes Bild.
Erst etwas später folgt das Color Grading (dieser Begriff und Farbkorrektur werden häufig simultan verwendet). Durch den Einsatz bestimmter Farbkombinationen werden bei der betrachtenden Person bestimmte Stimmungen ausgelöst. Kühlere Farben wirken dramatischer und warme Farben sorgen für eine harmonischere, positive Stimmung. Dieses Werkzeug kennen wir alle spätestens seit der Einführung von Fotofiltern auf unseren Smartphones. ????
1.3. Tonmischung
Bevor das Videoproduktionsteam mit der Tonmischung starten kann, muss der Sprechertext final abgenommen sein. Zudem müssen die eingesetzten O-Töne feststehen (Layoutfassung). Viele Video Producer bieten an, vor einer professionellen Studioaufnahme den Film selbst einzusprechen, um ein besseres Gefühl für das Video (Sprachgeschwindigkeit, Timing) zu bekommen. Unbedingt machen!
Bei der Tonmischung unterscheidet man zwischen dem Sounddesign und dem klassischen Mastering.
- Das Sounddesign eignet sich bei größeren Produktionen mit Soundeffekten, zusätzlichen Geräuschen u.v.m.
- Bei kleineren Produktionen beschränkt sich die Tonmischung auf das Mastering. Hier werden alle Tonspuren technisch angepasst und für den jeweiligen Verwendungszweck gemischt und optimiert.
2. Was gilt es noch zu beachten?
Klar ist, dass die meiste Arbeit während der Nachproduktion beim Video-Producer-Team liegt. Allerdings gibt es auch Tasks, die parallel bearbeitet oder angestoßen werden können.
Als Projektmanager*in und Koordinator*in ist man für den reibungslosen Ablauf der Postproduktion verantwortlich. So sollte man sich auch bei der Vorauswahl der Szenen für den Videoschnitt, der Auswahl der (GEMA-freien) Musik und der Off-Stimme zusammen mit dem Videographer einbringen.
Außerdem sollten folgende Punkte geklärt werden:
2.1. On-Screen-Captions
Gibt es Keywords, die im Video besonders hervorgehoben werden sollen? Oder listet die O-Ton-gebende Person einen bestimmten Ablauf auf, den sich die Betrachter*innen einprägen sollten? Sinnvoll eingesetzt, können On-Screen-Captions genau hier visuell unterstützen. Wir empfehlen euch daher, rechtzeitig abzuklären, ob Texteinblendungen im Video gewünscht sind oder nicht.
2.2. Untertitel
Es gibt zahlreiche Gründe, die für den Einsatz von Untertiteln in Videos sprechen, zum Beispiel
- mehr Engagement
- höhere Reichweite
- SEO-Effekte
Aber nicht jeder möchte dieses Element in Videos einsetzen. Woran liegt das? Sollen Kosten eingespart werden? Kennen die Budget-Verantwortlichen die Pro-Untertitel-Argumente noch nicht en detail? Eine (erneute) Erklärung dahingehend lohnt sich, denn Untertitel können einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Videos leisten.
2.3. Promotion
Auch wenn ihr bereits in der Pre-Production einen zielgruppengerechten Plan zur Bewerbung des Videos erstellt habt, solltet ihr ihn spätestens gegen Ende der Postproduktion nochmals überprüfen.
- Können die avisierten Timings gehalten werden?
- Wurden Video-Snippets für Social Media eingeplant? Konnten diese so umgesetzt bzw. können aus der Szenenauswahl ggf. zusätzliche Kurzvideos kreiert werden?
- Hat sich an der budgetären Situation zur Bewerbung des Videos etwas geändert?
Wenn ihr alle Punkte umgesetzt habt, kann das Videoproduktionsteam den Film finalisieren und in den gewünschten Formaten / für die besprochenen Verwendungszwecke zur Verfügung stellen.
Das A und O bei einer Videoproduktion ist eine regelmäßige und zuverlässige Abstimmung unter allen am Projekt beteiligten Parteien. Das kann zeitaufwendig sein, beugt zugleich aber unvorhergesehenen Überraschungen vor – sei es in puncto Budget, Timing oder dem generellen Projektergebnis.
Beherzigt ihr unsere Empfehlungen und Ratschläge und hangelt euch an der vorgestellten Projektstruktur entlang, kommt ihr eurem perfekten Film auf jeden Fall einen erheblichen Schritt näher.
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