Kaum ein soziales Netzwerk hat in den letzten Jahren in so kurzer Zeit für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie aktuell Clubhouse. Die Audio-only App begeistert Nutzer*innen – und sorgt für großes Interesse bei Marketeers. Ob der Hype berechtigt ist, haben wir in den letzten Tagen für euch getestet.
INHALT
Find me in the Club
Die Idee von Clubhouse ist simpel: User*innen der App können sich in geschlossenen Räumen zusammenfinden, um entweder gemeinsam mit anderen Themen zu diskutieren oder passiv als Zuhörer*innen dabei zu sein. Die Räume fungieren dabei als eine Art Live-Podcast. Funktionen, wie sie in anderen sozialen Netzwerken gang und gäbe sind, findet man bei Clubhouse hingegen nicht. Weder Likes, noch Comments sind verfügbar – die Community soll sich ganz dem Hörgenuss hingeben.
Eine erste Hürde gibt es für Anwender*innen in Deutschland aber bereits vor der Anmeldung: Diese ist (momentan) nur per Einladung verfügbar. Und dazu nur für iPhone-Besitzer*innen. Ersteres kann wohl noch als „Feature“ gesehen werden, um das Interesse an der App zu erhöhen. Android-Fans sind hingegen aufgrund des kleinen Entwickler*innen-Teams erst einmal außen vor: Nur acht App-Entwickler*innen waren an Clubhouse beteiligt. In einem – wie sollte es auch anders sein – Clubhouse Raum versprachen die Macher*innen unlängst aber, die App auch für Android Smartphones bereitzustellen. Ein weiteres Problem stellen Datenschutzbedenken dar. Da Clubhouse nur per Einladung über die Mobiltelefonnummer funktioniert, müsst ihr zustimmen, euer Adressbuch der App zur Verfügung zu stellen. Ob damit die eigenen Kontakte einverstanden sind, ist mehr als fraglich.
3 Rollen, 1 Problem
Die Verteilung der Community in den Clubhouse Räumen funktioniert recht hierarchisch: Es gibt Moderator*innen, Sprecher*innen und Zuhörer*innen.
- Moderator*innen können ihre Räume verwalten, Sprecher*innen hinzufügen oder entfernen und selbst zu Wort kommen.
- Die Sprecher*innen-Rolle erfüllt genau das, was sie bedeutet: Sie beteiligen sich an den Redebeiträgen und sind aktiv in der Diskussion.
- Zuhörer*innen nehmen die passive Rolle ein und können sich in verschiedenen Räumen ein- und wieder ausklinken.
Dieses starre Rollenkonzept birgt jedoch auch ein massives Problem: Obwohl in der Theorie jeder einen Raum eröffnen kann, sind die am höchsten frequentierten Räume mit bekannten Gesichtern als Sprecher*innen besetzt. Als „Normalo“ findet man sich dadurch schnell in einer Rezipienten-Rolle wieder – echter Austausch sieht anders aus.
Clubhouse oder Blubbhouse?
Der erste Eindruck von Clubhouse ist tatsächlich vielversprechend. Je nach Raum, sind die Gesprächsthemen mal mehr, mal weniger intensiv geführt. Wer gerne Podcasts hört, ist hier also genau richtig. Die Themenvielfalt, die sich in den ersten Tagen gezeigt hat, ist bereits enorm. Von klassischen „Wir in der Kommunikations-Branche-Bubble“-Themen bis hin zum eigenen Weingut, findet man sicher etwas, das einen interessiert.
Nach einigen Stunden auf Clubhouse haben wir aber festgestellt: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Das Klischee, dass wenn sich zwei Männer treffen, dabei immer ein Podcast entstehen muss, zeigt sich auch auf Clubhouse. Viele Räume sind eher Schaubühne der Sprecher*innen als echter Audiogenuss. Klar, ein soziales Netzwerk lebt davon, wie gut die Qualität seiner Inhalte ist. Und noch ist dies bei Clubhouse überschaubar. Sollte sich die App für eine breitere Nutzer*innen-Basis öffnen, dann könnte dies weiter verwässert werden und sich Clubhouse hin zu einer „Easy Listening“ Applikation wandeln.
Unser erstes Fazit nach wenigen Tagen lautet daher: Eine App mit Potenzial, aber noch vielen Schattenseiten. Solltet ihr eine Einladung zu Clubhouse erhalten, dann seht euch die App an und macht euch am besten selbst ein Bild. Falls ihr schon mit dabei seid: Wie sind eure ersten Erfahrungen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
Auch interessant
Meine Wunschliste für Clubhouse
Hype-App und der Datenschutz – Zulässigkeit geschäftlicher und privater Nutzung