Jan Schüssler ist seit bald zwei Jahren Volontär bei der c’t in Hannover und war Anfang November im Rahmen eines gegenseitigen Austauschprogramms eine Woche bei Flutlicht in Nürnberg, um sich im Seitenwechsel anzuschauen, wie eine PR-Agentur so tickt.
Wenn ich bis dato mit PR-Agenturen zu tun hatte, war das bisher nur redaktionell – also beispielsweise bei Nachfragen zu einem Produkt, wenn es sich im Test irgendwie skurril verhalten hat, oder zur Organisation von Interviewterminen auf Messen. Eine Kommunikationsagentur ist sozusagen Mittler zwischen Redaktionen und Herstellern. Wenn ich also was von einem Hersteller möchte, macht dies im Idealfall die Agentur. Aber wie läuft es eigentlich hinter den Kulissen ab? Sitzen PR-Leute den ganzen Tag am Rechner und schieben Fragen, Antworten und ab und zu mal ein Produktpäckchen hin und her?
Mein erster Eindruck von Flutlicht: Hach, ist das schön übersichtlich im Vergleich zur c’t Redaktion in Hannover. Hier arbeiten vielleicht 20 Leute statt 80! Und ich habe ein hektischeres Klima erwartet. Okay, es ist gerade keine Messe- oder Produktlaunch-Zeit. Das macht zweifelsfrei einen Unterschied. Aber trotzdem: das vermutete kreative Chaos ist eher eine kreative Ordnung.
Ein Teil meiner Mitarbeit bestand aus etwas, das ich sonst auch viel mache: Recherchieren und Schreiben. So habe ich Hintergrundzahlen für eine ausstehende Pressemitteilung ermittelt und durfte sogar eine Meldung selbst verfassen. Auch wenn die Intention beim Schreiben eine andere ist, gibt es dabei Regeln, wie beim Erstellen einer Newsticker Meldung oder eines Kurztests. Aufbau, Form und Wording wollen genau beachtet werden. „Man merkt, dass du Redakteur bist“, kommentierte Kristina hinterher meinen Text. „Hier musst du den Zusammenhang zwischen den Umfragewerten und der Message des Kunden herausarbeiten!“. Da merke ich, was ich an meiner journalistischen Arbeit habe: Was ich schreibe, muss Herstellern weder gefallen noch zu ihrer Message passen. Und weil ich ein etwas nerdiger Technikjunkie bin, passen harte Daten und Fakten einfach besser zu mir.
Zu PR gehört auch Präsenz in Social Media – deshalb konnte ich lernen, wie die Agentur die Facebook-Timeline eines Herstellers mit Beiträgen füllt, worauf ich beim Schreiben eines solchen achten muss, und dass es auch mal was lockeres sein darf: Cat Content statt Cat 5e. Doch es gibt noch mehr zu tun, als zu texten, posten und twittern: Die Teststellungen, also den Verleih neuer Hardware an Redaktionen, fand ich auch ziemlich interessant. Die Agentur muss nicht nur zügig versenden, sondern ist auch darauf angewiesen, dass Redaktionen ihrerseits die Testgeräte verlässlich zurückschicken. Außerdem habe ich so in etwa verstanden, wie die Agentur ihre Clippings ermittelt und auswertet, also die Medienresonanz auf zum Beispiel eine Produktveröffentlichung oder eine Pressemeldung.
Fazit: Meine Volo-Austauschwoche bei Flutlicht war ein sehr interessantes und spannendes Eintauchen in eine Welt, mit der ich zwar oft zu tun habe, die ich aber doch gar nicht kannte. Würde ich tauschen wollen? Nein, denn ich vermute, für PR-Arbeit denke ich zu technisch, und bin vielleicht auch nicht kommunikativ genug. Gerade deswegen war diese Woche für mich sehr erhellend und hat mir richtig Spaß gemacht. Lieben Dank an all die netten und sehr aufgeschlossenen Kollegen! 🙂