Jedes Jahr aufs Neue stelle ich mir die Frage, wie dekoriere ich meinen Christbaum? Reich geschmückt oder minimalistisch? Dass sich dieselbe Frage ab sofort auch Unternehmen stellen müssen, war mir allerdings neu. Denn was für uns die Weihnachtskugeln, sind für Unternehmen die heißbegehrten Test-Logos: Die kleinen Schmuckstücke, die in der Händlerkommunikation, auf der Homepage der Kunden oder auf dem getesteten Produkt selbst „gold wert“ sind.
Und dies auch im wahrsten Sinne des Wortes – denn für die begehrten Trophäen lassen sich einige Verlage bereits jetzt, spätestens aber ab 2014 richtig viel Geld bezahlen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die meisten Awards „for free“ oder gegen einen kleinen Unkostenbeitrag von bis zu 500 Euro zur Verfügung gestellt wurden. In den neuesten Mediadaten kursieren nun Preise von 2.000, 7.000 bis hin zu 40.000 Euro (für eine entsprechende Anzeigenkampagne). Dies entspricht etwa im Fall der Stiftung Warentest einer Preissteigerungsrate von bis zu sagenhaften 1.400 Prozent!
Es ist auf der einen Seite durchaus verständlich, dass in Zeiten sinkender Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen die Verlage nach anderen lukrativen Geldquellen Ausschau halten müssen. Doch ob ein derart hoher Zuschlag für die Logoverwertung der Königsweg ist, wage ich zu bezweifeln. Häufig gibt es für PR und Marketing auf Kundenseite nur einen „Budgettopf“, aus dem Geld zu vergeben ist. Und wenn schon im Vorfeld „Award-Budget“ zurückgehalten werden muss, dann werden künftig die Anzeigenausgaben dementsprechend zurückhaltend ausfallen. Für viele Verlage wird sich deshalb leider kein zusätzlicher Gewinn ergeben. Zudem werden dadurch zukünftig Award-Logos wesentlich gezielter gekauft und verbreitet, was die Sichtbarkeit des Testmagazins einschränkt und sich letztlich negativ auf das Image des Blattes und des Verlags auswirken kann. Diesen PR Verlust sollten vor allem Fachverlage nicht unterschätzen.
Geht der Trend nun auch beim Produktschmuck hin zum Minimalismus? Was für eine Bescherung!