Ein verklärter Blick in die Ferne, gefolgt von einem leichten Seufzer, so sehen oftmals die Reaktionen aus, wenn der Begriff „Sommerloch“ fällt. Ob Journalist, Industrievertreter oder Agenturmensch, jeder kennt es zwar – das Sommerloch, aber gibt es dies überhaupt noch in unserer digitalen Welt?
Ich sprach darüber mit einem PR-Schaffenden der ersten Stunde, mit meinem Vater. Ihm ist die gute alte Zeit noch sehr vertraut, in der im Hochsommer die Informationslage mehr als mau war, man auch tunlichst keine Presseveranstaltungen plante und in Redaktionen nur die „Notbesetzung“ ans Telefon ging, da die Fachredakteure im Urlaub waren. Einfach so in den Urlaub fuhren, ohne Handy, ohne Internetzugang, ohne E-Mail-Empfang und ohne Arbeit. Das ist doch eine wahnsinnige Vorstellung, oder?
Wie fühlt sich der Hochsommer 2013 in unserer Branche an?
Juli/August 2013, 30 Grad, die Sonne brennt … IT-Journalisten und Blogger nutzen die Sommertage und besuchen Headquarter wichtiger Unternehmen oder ein internationales Developer Forum. PR-Ansprechpartner sind mit Hochdruck dabei, die jüngst auf den Markt gekommenen Produkte zügig für Testzwecke zu verteilen, damit die Redaktionen die Reviews rechtzeitig zum Weihnachtgeschäft in den Heften haben. Und dann heißt es bereits wieder Messezeit! Die nächsten Termine stehen an, Gamescom in Köln (August) und IFA in Berlin (September).
Das ist die Realität und die fühlt sich nicht nach Müßiggang und langsam tickenden Uhren an. Natürlich gibt es sie noch, die Urlaubszeit. Doch in einer vernetzten Welt haben viele ihre Smartphones auch im Urlaub griffbereit. So werden die IFA Termine einfach zwischen Nürnberg und dem Gardasee vereinbart, Testgeräte aus dem Ferienhaus bestellt und Interviews direkt am Pool via Handy geführt. Egal wo man ist, der schnelle Weg ins Internet ermöglicht es. Ade mit der alten PR-Weisheit, dass man im Sommer keine Pressereisen oder Events organisieren soll, denn Informationen haben keinen Urlaub. Darum sollten wir uns damit abfinden, dass das Sommerloch sich ins weite Universum verabschiedet hat und nur noch ein schwarzes Loch in unserer Erinnerung ist. Darum gönnen wir uns doch einfach einen Eiskaffee mit den schwitzenden Kollegen im Freien und genießen einmal 15 Minuten Auszeit – einfach so.