Eine Situation, die man als PR Fachmann vermutlich schon miterlebt hat: das Gespräch zwischen dem CEO des Kunden und dem Wirtschaftsredakteur beginnt mit Verständigungsproblemen und von da aus geht es immer weiter bergab. Und dabei sind vermeintlich heikle Sachthemen noch nicht einmal angesprochen worden. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit liegt die Ursache der Missverständnisse darin, dass auf unterschiedlichen Ebenen mit konträren Kommunikationsstilen kommuniziert wird. Nur wenn ich dies als Berater rechtzeitig erkenne, habe ich eine Chance rettend einzugreifen und das Interview in die richtige Bahn zu lenken.
Der Kontrolleur? Der Hilfsbedürftige? Oder doch eher der Agressive? Welcher Kommunikationstyp ist man selbst. Und lässt sich das überhaupt für jede Person so pauschalisieren? Vorneweg: Nein, natürlich ist jeder Mensch nicht immer und zu jeder Zeit derselbe Kommunikationstyp. Zwar tendieren wir aufgrund unserer Charaktereigenschaften in eine bestimmte Richtung, aber in einem Kundengespräch verhalte ich mich sicherlich anders als in einem Mitarbeitergespräch oder beim Plausch über die jüngsten Fußballergebnisse am Stammtisch-Tresen.
Es lohnt deshalb einmal genauer hinzusehen.
Folgende Kommunikationstypen lassen sich unterscheiden:
- Der Analytiker, der sich durch logisch strukturiertes Denken auszeichnet
- Der Verallgemeinerer, der eine hohe emotionale Intelligenz aufweist
- Der Kritiker, der immer ein Haar in der Suppe findet
- Der Besserwisser, der häufig auch zu Zynismus und Sarkasmus tendiert
- Der Sanfte, der stets auf Harmonie bedacht ist
- Der Alleinunterhalter, der immer im Mittelpunkt stehen muss
- Der Abweiser, der Gespräche generell lieber meidet
Diese Kommunikationstypen bedienen sich unterschiedlicher Kommunikationsstile, wie sie der deutsche Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun beschrieben hat:
- bedürftig-abhängig
- helfend
- selbstlos
- aggressiv-entwertend
- sich beweisend
- bestimmend-kontrollierend
- sich distanzierend
- mitteilungsfreudig-dramatisierend
Sieht man sich die einzelnen Typen genauer an, so passen manche ganz gut zusammen – etwa der Helfende und der Bedürftig-Abhängige, während andere sofort auf Kollisionskurs sind, zum Beispiel der Agressive und der Sich-Beweisende. Auch der Sich-Distanzierende wird vom Redeschwall des Mitteilungsfreudigen schnell entnervt sein, während umgekehrt Irritationen über ein vermeintliches Desinteresse entstehen.
Nach von Thuns Modell kommunizieren wir nicht eindimensional vom Sender zum Empfänger, sondern auf vier Ebenen. Bedeutet, wir sprechen mit 4 Zungen und hören mit vier Ohren…
Hier gibt es zunächst die Sachebene, auf der Daten, Fakten und Sachverhalte vermittelt werden. Der Rezipient ordnet sofort nach Kategorien wie wahr/unwahr, belanglos/wichtig oder ausreichend/ergänzungsbedürftig.
Jede Äußerung bewirkt eine Selbstdarstellung und Selbstenthüllung, die meist unbewusst und auch unfreiwillig geschieht. Der Hörers nimmt auf darauf, was in der Nachricht über den Sprecher enthalten ist.
Auf der Beziehungsebene tritt zutage, wie sich Sender und Empfänger gegenseitig einschätzen. Durch die Art der Formulierung, Körpersprache oder Tonfall drückt man Wertschätzung, Respekt, Wohlwollen, Gleichgültigkeit oder Verachtung aus.
Mit der Appellebene schließlich will der Sprecher den Hörer veranlassen, etwas zu tun oder zu lassen. Der Empfänger wird animiert zu denken, machen oder fühlen.
Auch wenn man letztlich nicht komplett aus der eigenen Haut kann: ist man in der Lage, den Kommunikationstyp seines Gegenübers einzuschätzen, lässt sich mancher Konfliktsituation vorbeugen.
Ähnlich ist es bei der Nutzung von modernen Kommunikationstechnologien. Während mancher lieber E-Mails schreibt oder gar Kurznachrichten tippt, greift ein anderer schnell zum Telefon. Und auch das hinterlassen relevanter Informationen auf Social Media Kanälen hat seine Tücken, wenn nicht alle, die angesprochen werden auch ständig News bei Twitter, Facebook, Xing, LinkedIn oder Google+ checken.
Wer nun bei alldem beschließt, einfach gar nicht mehr zu kommunizieren, der sei gewarnt: auch Schweigen ist eine Form der Kommunikation und hat eine Bedeutung. Man kann dem Phänomen Kommunikation also nicht durch bloße Verweigerung entfliehen;-)