Die Nutzung von Social Media ist nicht nur im privaten Bereich und als Instrument der Unternehmenskommunikation weit verbreitet; Facebook, Twitter und Co. haben längst auch die Politik erobert. Kanzlerin Angela Merkel beispielsweise nutzt diese Kanäle regelmäßig und intensiv. Auf Facebook zählt sie immerhin rund 200.000 Likes. Da ist noch Luft nach oben, wie wir sehen werden. Politiker posten und twittern kräftig von politischen Standpunkten und Gesetzesvorhaben, aber auch von ausländischen Staatsgästen und roten Teppichen: Dank des Social Web lässt sich im Vergleich zu früher viel leichter die Distanz zwischen Wählern und Gewählten überwinden, zumindest scheinbar. Denn ganz unabhängig vom Inhalt erreichen die Posts einzelner Abgeordneter zumeist mehr Menschen als ihre Reden im Deutschen Bundestag.
Ein Bild, das sich noch verstärkt, wenn wir derzeit über den „Großen Teich“ blicken. In den USA tobt gerade der Wahlkampf um das Präsidentenamt. Dabei gehen die Kandidaten im Rennen um die Vorherrschaft im Weißen Haus immer stärker auf virtuellen Stimmenfang. Wird also die Frage „Obama vs. Romney“ am 6. November letztendlich im Netz entschieden?
Auf den ersten Blick scheint es so: Amtsinhaber Obama hat auf Twitter aktuell rund 20.133.000 Millionen Follower (https://twitter.com/BarackObama) und auf Facebook (http://www.facebook.com/barackobama?ref=ts) ca. 28.878.000 Likes – und es werden täglich mehr: Vor einem Monat waren es noch 18,6 Mio. Follower und 27 Millionen Likes. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney kann da mit 1,2 Mio. (1.179.000) Followern (https://twitter.com/MittRomney) und 7.354.000 Fans (http://www.facebook.com/mittromney) nicht annähernd mithalten – auch wenn er bzw. sein Team, genauso wie Obama, im 15-bis 30-Minutentakt Tweets absetzt.
Geradezu explodiert sind die Zahlen der Fangemeinde auf beiden Seiten im Vergleich zum letzten Wahlkampf von 2008: Damals hatte Obama „nur“ zwei Millionen Unterstützer auf Facebook und 100.000 auf Twitter. Den Kampf im Netz gewann er seinerzeit gegen seinen Herausforderer John McCain haushoch – wie die Wahl selbst auch.
Ob es dieses Mal genauso laufen wird, muss man abwarten. Unbestreitbar ist aus Sicht vieler Wahlforscher, dass der Einfluss des Social Web auf die öffentliche Meinung nicht unterschätzt werden darf. Klar ist auch, dass die Ansprache der Wähler direkter und die Erreichbarkeit höher ist als bei klassischer Plakat- oder Fernsehwerbung. Und keiner der Kandidaten kann sich dem Trend entziehen: Wer nicht mitmacht, hat schon verloren.
Doch bei all dem darf Eines nicht vergessen werden: Obwohl der Anteil der älteren Generation unter den Usern stetig steigt, sind es immer noch die jungen Wähler, die die sozialen Netze dominieren. Und diese sind wiederum tendenziell im demokratischen Lager zu finden. Dass Obama eine größere Fangemeinde hat, überrascht auch deswegen nicht, weil er weitaus mehr Fans von außerhalb der USA hat. Facebook ist eben international, das amerikanische Wahlrecht ist es nicht.
Eine Analyse des Einsatzes von Social Media in Wahlkämpfen kann zwar keine Wahlergebnisse vorhersagen, aber zumindest wichtige Indizien dafür liefern. Denn letztendlich geht es bei Parteien und Politikern um das Gleiche wie bei Unternehmen: um die optimale Öffentlichkeitsarbeit.