Wenn die Salone Internazionale di Mobile (kurz: iSalone) ihre Pforten öffnet, wird die norditalienische Metropole Mailand traditionell zum Zentrum der Design- und Möbelwelt. In diesem Jahr jährte sich von 12.-17. April die Show bereits zum 50. Mal. Was als eher intime Plattform für Designer 1961 begann, um deren Kreationen einem ausgewählten Publikum zu zeigen, zieht mittlerweile mehr als 250.000 Besucher an. Die Messe hat sich zu einem der absoluten Highlights im Veranstaltungskalender entwickelt und nimmt die Stadt eine Woche lang komplett in Beschlag. Mit dem Ergebnis, dass die ohnehin hohen Hotelpreise noch einmal sprunghaft ansteigen.
Die Ausstellungen auf dem modernen Mailänder Messegelände (FieraMilano) im Nordwesten der Stadt werden von bekannten, großen Namen der Möbelindustrie dominiert. Hier wird Business gemacht – von Zukunftskonzepten und Design ist hier wenig zu spüren. Der interessantere Teil spielt sich außerhalb der Messe ab: Fuorisalone in der hippen Zona Tortona, die eher an den Industriecharme Berlins erinnert oder in Stadtteilen wie dem zentrumsnahen Brera, das sich komplett zur Design Zone Brera ernannt hat und mit zahlreichen Events die Scharen anzog. Showrooms sprießten allerorten aus dem Boden und Hinterhöfe, die sonst das Jahr über chronisch verschlossen sind, öffneten sich plötzlich dem öffentlichen Auge. Besuchermassen drängten sich während der gesamte Woche bis in die späten Abendstunden durch die Gassen und die Restaurants waren chronisch überfüllt. Mailand lebt in der Salone-Woche auf wie selten.
Die Triennale Milano, Museums- und Kunstkomplex am Parco Sempione, bot einmal mehr Heimat für Künstler insbesondere aus Asien sowie eine spektakuläre Ausstellung der weltbekannten Glasmosaik-Manufaktur Bisazza.
Innovatives und Extravagantes konnte man auch im inoffiziellen Hub der Fuorisalone, dem selbsternannten Temporary Design Museum Superstudio, sowie in den angrenzenden Showflächen entlang der Via Tortona und Via Savona entdecken. Was auffiel: viele der bekannten Automarken sponserten oder waren in irgendeiner Form präsent: ob ein Mini irgendwo vom Kran hing oder der Audi A1 prominent an jeder Ecke stand.
Und präsent wie selten zuvor waren Hersteller aus dem ITK Bereich. Nokia, HTC, Toshiba oder Huawei luden in ihre Showrooms. Insbesondere Tablets waren der absolute Publikumshit. Die Schlagzeilen gehörten hier zunächst dem Blackberry Hersteller RIM, der die Designmesse nutzte um sein Playbook Tablet vorzustellen. Um dem ganzen Sinn zu geben, kooperierte das Unternehmen mit Stardesigner Tom Dixon in einer gemeinsamen Location – allerdings wirkte diese Verbindung etwas krampfhaft konstruiert. Das Gerät war angenehm in der Handhabung und es wird interessant zu beobachten sein, ob es tatsächlich einen Markt für ein 7 Zoll Tablet gibt. Nur wenige Meter weiter führte Motorola den Xoom in einer wenig ansprechenden und reichlich dunklen Umgebung vor. Samsung hatte eine ganze Armada seiner Galaxy Tabs zum Spielen und Probieren ausgelegt, umrahmt von TV Screens aller Art und Größe.
Die bei weitem ansprechendste Ausstellungsumgebung lieferte Asus unter dem Motto SensesRemix. In großzügigen Räumlichkeiten lieferte der Hersteller einen guten Überblick über das aktuelle Portfolio im mobilen Segment vom High-End Laptop über den eePC im edlen Alu Design oder Exemplare aus Karim Rashid Collection. Im Mittelpunkt auch hier Tablets, wie das neue Tablet eePad Transformer, das optional mit einem andockbaren Keyboard kommt.
Der Technologie-Hype ergriff auch die Möbelbranche. Ein Beispiel: der italienische Design-Lampen Hersteller Flos brachte gleich mehrere Leuchten auf den Markt, die mit einer Ladevorrichtung für das iPad versehen sind.
Der Mailänder Salone war einmal mehr einen Besuch wert und es wird spannend zu beobachten sein, ob im kommenden Jahr noch mehr „branchenfremde“ Unternehmen vor allem aus dem IT Segment die Aura von Design und Innovation nutzen, um sich zu positionieren. Im Consumerbereich ganz sicher eine Ehe mit Zukunft.